vom 23. bis zum 26. November nehme ich gemeinsam mit anderen Yachties an der Olivenernte in  Robins und Paulines kleiner Olivenplantage etwa 30 km südlich von “Agnik” in der Nähe von Xirokabos teil. - Sehr eindrucksvolle 4 Tage

Ich interessiere mich schon längere Zeit für für den Olivenanbau, da mir ja in Griechenland Olivenbäume auf Schritt und Tritt begegnen. Hier ist der Link auf  sehr gute Seiten über den Olivenbaum  und über Olivenöl

 

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Der Olivenbaum (Olea Europea) stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Er ist der “Ölbaum” in der Bibel und gilt als Symbol des Friedens (Taube mit Ölzweig).
Der früheste gezielte Anbau zur Ölgewinnung wird auf Kreta vermutet. In Ano Vouves, 30 km westlich von Chania steht ein Olivenbaum, dessen Alter auf 3000 bis 5000 Jahre geschätzt wird. Stammdurchmesser 4,60 m, Stammumfang unten: 12,50 m.
Auch Kavousi, 25 km östlich von Agios Nikolaos behauptet, den ältesten und größten Olivenbaum Kretas zu besitzen.

olivenbäume3

Der Olivenbaum wächst sehr langsam. Sein Holz ist sehr hart und kostbar. Er ist ein immergrüner Baum mit kleinen schmalen Laubblättern, auf der Oberseite graugrün, auf der Unterseite grau bis silbrig glänzend. Er ist Fremdbefruchter (vorwiegend über Wind) und blüht zwischen Ende April und Anfang Juni.
Ansprüche: Wächst auch auf extrem kargen Böden, braucht viel Sonne und wächst bevorzugt auf trockenen Standorten. Seine Wurzeln reichen bis in 6 m Tiefe. Günstig ist Regen im Herbst. Er mag keine großen Temperaturschwankungen und ist im Jugendstadium frostempfindlich.

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Er wächst in Höhen bis über 600 m über dem Meeresspiegel. Wird er regelmäßig bewässert, wie im neueren Intensivanbau, breitet sich sein Wurzelwerk nicht so tief aus. Die ersten Früchte trägt er nach 4-10 Jahren. In den Plantagen des Intensivanbaus werden die Bäume oft schon nach 20 Jahren gefällt.
Je nach Schnitttechnik alternieren die Bäume, d.h. sie bringen nur in jedem 2. Jahr eine reiche Ernte. Im Durchschnitt bringt ein Baum 20 kg an Oliven, woraus 3-4 l Öl gewonnen werden können.
Es gibt in Griechenland etwa 50 Olivensorten. Auf Kreta wird 85% des Öls aus Koroneiki-Oliven gewonnen.

trizonia oliven

Zur Geschichte:
Schon in der minoischen Kultur auf Kreta galt Olivenöl als wichtiges Nahrungsmittel.
ein Olivenzweig war die Belohnung für die Sieger bei den antiken olympischen Spielen.
Nach Homer soll Odysseus sein Bett aus Olivenholz gebaut haben.
Der Baum galt als heilig: In Athen gab es ein Gesetz, dass Olivenbäume nicht gefällt werden durften.
Athleten benutzten Olivenöl als Reinigungsmittel: Nach dem Training rieben sie sich damit ein und schabten dann Staub und Schweiß, die am Öl kleben blieben, von ihrer Haut ab.

olivenbäume

Olivenöl-Lampen waren überall verbreitet.
Der Olivenanbau wurde in die griechischen Kolonien exportiert: Später wurde Olivenöl auch in Rom zum Grundnahrungsmittel.
Olivenöl wurde neben gesalzenen Fischen und Getreide zum wichtigsten Handelsgut in der Antike.

In Nord- und Mitteleuropa ist Olivenöl erst seit dem 20. Jahrhundert “in”.

2014 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Olivenöl  in Deutschland bei 1,2 l, in Griechenland bei 16 Litern !!

kolokitha schafe1

Vor der Olivenernte muß der Unterbewuchs beseitigt werden: Traditionsgemäß geschah dies durch Schafe oder Ziegen, die gleichzeitig auch die Flächen organisch düngten.
 

biohof karababas3

Heute wird auf ebenen Flächen auch oft mechanisch gemulcht oder gefräst.
(Bild vom meinem Besuch auf dem Biohof Karababas am 31.08 2015)

optimaler Erntezeitpunkt bei Oliven: zum Reifebeginn
unreif: grün: geringerer Ertrag bei erhöhtem Ernteaufwand,
          Geschmack: eher bitter, aber sehr lange Haltbarkeit und hoher Anteil an      
          Polyphenolen (sehr gesunden antioxidativen Bestandteilen), Öl grünlich
Reifebeginn: gelbgrün bis rötlich violett, weicher, Ertrag höher, Ernte leichter
          Geschmack: neben bitter auch scharf
reif:    schwarz, geringerer Polyphenolgehalt, beginnende Oxidation
         Geschmack: eher süßlich, nur noch wenige Bitterstoffe
         Öl eher golden, geringere Haltbarkeit

So jetzt komme ich aber gleich zur Olivenernte mit den Yachties bei Robin und Pauline:

oliven

Robin hatte ich bei einer Wanderung mit den Yachties kennengelernt. Er hatte früher eine selbst gebaute Stahlyacht und ist irgendwann in Agios Nikolaos hängengeblieben. Er hat sich dann eine kleine Olivenplantage gekauft. Bei der Wanderung suchte er nach Erntehelfern. Auf eine solche Gelegenheit hatte ich schon lange gewartet.

Zum Bild: Ich denke, seine Oliven sind in einem optimalen Reifestadium.

olivenrechen

Es gibt verschiedene Ernteverfahren: früher erntete man die Oliven einzeln von Hand in eine Umhängetasche - ein Verfahren, das heute höchstens noch bei Tafel-Oliven angewendet wird.
Heute legt man wenn irgend möglich Netze aus und benutzt verschiedene Arten von “Rechen”, um die Oliven von den Bäumen zu “kämmen”. Baum und Oliven sollen dabei möglichst wenig verletzt werden.

olivenernter elektrisch

Meist werden heute die Kämme durch elektrisch oder pneumatisch angetriebene Geräte ersetzt, die mit 12 oder 24 Volt arbeiten und über einen Generator mit Strom versorgt werden.

Das Abschlagen der Oliven geht so viel schneller, ist aber nicht weniger anstrengend.
Großbetriebe setzen im ebenen Gelände auch verstärkt Rüttelmaschinen ein, die den ganzen Baum so rütteln, dass die Oliven abfallen.

olivenernter elektrisch1

Bei uns sind 3 Maschinen im Einsatz, die die Oliven durch sich drehende dicke Plastikfäden von den Ästchen abstreifen.

Eine sehr anstrengende Arbeit: Am ersten Abend habe ich eine leichte Sehnenscheidenentzündung.

olivenernte am rand

Wichtig ist es, am Berg von oben nach unten zu arbeiten und die Netze entsprechend überlappend auszulegen, da die Oliven ja bergab kullern.

An den  Randreihen müssen die Netze hochgehalten werden, damit nicht zu viele Oliven auf dem Nachbargrundstück landen.

oliven netze und flyel

Die Breite der Netze entspricht dem Reihenabstand der Olivenbäume.

Für ein rasches Arbeiten sind  viele Netze nötig, die bei uns von 4 Netzelegern ausgelegt und umgelegt werden. Sie sind auch zuständig für das Einsammeln der Oliven.

oliven auf netz

Auf den Netzen landen natürlich nicht nur die Oliven sondern auch die abgeschlagenen Blätter.

oliven vom netz in eimer in sack

Das letzte Netz am Ende des ersten Tages mit der versammelten Mannschaft.

Die Oliven kommen aus dem Netz in einen Eimer und dann in Jutesäcke.

shaker mit jupp oliven shaker

Um einen Großteil der Blätter und auch kleine Ästchen von den Oliven zu trennen, laufen diese über ein Rüttelsieb, landen wieder in Jutesäcken und sind somit fertig zum Abtransport zur Olivenölfabrik.

Optimal für die Ölqualität wäre es, wenn die Oliven noch am gleichen Tag gepresst werden. Dies ist aber in der Praxis oft nicht möglich. Die Lagerung in Jutesäcken ist in jedem Fall besser als die Lagerung in Plastiksäcken.

olivenernte skyline

Nicht zu vergessen:
Die herrliche Aussicht von der Plantage Richtung Meer. Auf der anderen Seite der Plantage erhebt sich ein Bergmassiv bis auf über 1000 m Höhe.

Es ist schon ein Genuss, in einer solchen Umgebung zu arbeiten.

Und nicht zu vergessen:
Die gute Verpflegung in den Arbeitspausen.

olivenölfabrik  annahme

Am letzten Tag bekommt Robin einen Termin in der Olivenölfabrik.

Unsere Säcke wurden draußen auf Paletten gelagert und per Gabelstapler zur Annahme gefahren.

olivenölfabrik  annahme1

Hier sind schon die letzten Säcke in den Annahmetrichter geleert worden. Über eine Förderschnecke werden die Oliven mitsamt den Blättern in die Reinigung gefördert. Hier werden zunächst die Blätter mittels eines starken Gebläses von den Oliven getrennt und nach draußen befördert.

olivenölfabrik waschen

Anschließend werden die Oliven gewaschen und in einer Kippwaage gewogen.

Die von uns geernteten Oliven wogen insgesamt über 1,3 Tonnen!!

olivenölfabrik waschen1

unsere spezielle Endkontrolle: Tony und Tony sortierten noch kleine Aststücke aus ... und vor allem einige Gehäuseschnecken ... damit das Öl später auch für Vegetarier geeignet ist ...

olivenölfabrik hammermühle

Nach dem Wiegen werden die Oliven samt Kernen in einer Hammermühle (die Blaue oben im Bild mit dem dicken Elektromotor) zerkleinert. Der so entstandene Olivenbrei wird in den drei übereinanderliegenden Knetwerken unter Zuführung von etwas kaltem Wasser eine Weile gerührt.

olivenölfabrik knetwerk

Bei diesem Vorgang werden die feinen Öltröpfchen mit den nicht-ölhaltigen Substanzen der Oliven (Aromen und Polyphenole) angereichert.
Dabei soll möglichst wenig Sauerstoff eingerührt werden.

olivenölfabrik knetwerk1

Wichtig bei dem ganzen Vorgang ist, dass die Temperatur 27 °C nicht überschreitet. Nur bis zu dieser Temperatur gilt das Olivenöl als “kaltgepresst”. Bei unserer Charge lag die Temperatur bei unter 25 °C.

olivenölfabrik decanter

Als nächstes wird der Olivenbrei zum “Decanter” gepumpt. Diese Zentrifuge läuft mit sehr hoher Drehzahl (>5000 U/Min) und trennt die flüssigen Bestandteile von der festen Masse.

olivenölfabrik decanter1

Die flüssigen Bestandteile wiederum spalten sich auf in das in den Oliven und im Olivenbrei vorhandene Wasser (rechts) und in das noch sehr trübe Olivenöl.

olivenölfabrik trester

Die festen Bestandteile, der Trester, werden nach draußen befördert. Aus dem Trester kann als weitere Verarbeitungsstufe über Erhitzung und den Einsatz von Chemie Oliventresteröl erzeugt werden. Dieses muß (oder müßte) nach EU-Richtlinien als solches auf dem Etikett gekennzeichnet werden.

olivenölfabrik zentrifuge

Das trübe Olivenöl aus dem Decanter ist für den Handel noch ungeeignet. Bei einer zweiten Zentrifugierung werden weitere Trubstoffe aus dem Öl separiert.

Das so gewonnene Olivenöl wird im Labor der Olivenölfabrik auf seinen Säuregehalt (den Anteil der freien Fettsäuren) untersucht. Unser Olivenöl hat eine Top-Qualität: Säuregehalt 0,3%!!
Bis zu einem Säuregehalt von   0,8% darf es als “extra virgin” oder als “natives Olivenöl extra” bezeichnet werden.

olivenölfabrik öl

Das so gewonnene kaltgepresste Olivenöl ist immer noch etwas trüb. Es muß unter Sauerstoffabschluss noch mehrere Wochen lagern. In dieser Zeit setzen sich die Schwebstoffe am Boden der Lagergefäße ab.
Erst jetzt kann das Olivenöl - am besten in dunkle Glasflaschen - abgefüllt werden.

Aus den 1,3 Tonnen Oliven von Robins Plantage wurden ca. 230 l  Olivenöl gewonnen.

Versuch einer betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Betrachtung

In der Anlage, die -bevor Robin sie kaufte- jahrelang nicht mehr gepflegt worden war, wird der Ertrag in den nächsten Jahren zunehmen. In diesem Jahr wurden im Durchschnitt 5 kg Oliven pro Baum geerntet. Daraus  wurde pro Baum rund ein Liter Olivenöl gewonnen.
Die Gesamtarbeitszeit (der ungelernten Kräfte) bei der Ernte betrug etwa 220 Stunden. Das ergibt bei der Gesamtmenge von 230 Litern fast eine Arbeitsstunde pro Liter Olivenöl. Neben dem Ernteaufwand fallen übers Jahr auch noch Schnitt- und Pflegearbeiten an, und natürlich die Abschreibung für die Gerätschaften und die Verzinsung des eingesetzten Kapitals als weitere Kosten. Hier wird schnell klar, dass ein Liter dieses qualitativ sehr hochwertigen Olivenöls nicht für unter 10 ¤ verkauft werden kann. - Auch bei einem Lohnansatz von nur 6 ¤ pro Stunde hier in Griechenland.

 

ölmühle

Hier noch ein paar Bilder zur traditionellen Olivenölgewinnung:

 

 

olivenpresse hist.

Früher wurden die gewaschenen und vom Laub befreiten Oliven zwischen schweren Steinen zermahlen. Dabei dienten Esel oft als Antrieb für das Mahlwerk.

olivenpresse2 hist.

Die so entstandene Maische wurde auf Ölpresskörben oder -matten verteilt. Diese wurden übereinander geschichtet und gepresst.

Die austretende Flüssigkeit, eine Mischung aus Olivenöl und dem in den Oliven enthaltenen Wasser, wurde aufgefangen und längere Zeit ruhen gelassen. So konnte sich das Öl oben und das Wasser unten absetzen.

Im Frühjahr 2013 besichtigten wir mit einer Gruppe Yachties eine kleine Olivenölfabrik in Messolonghi:

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Wir konnten die Gerätschaften nicht mehr in Betrieb sehen, da die Olivenöl-Saison schon vorüber war.

Die Abtrennung der Blätter und die Reinigung der Oliven geschieht analog zu den Oliven von Robin.

Hier sieht man sehr schön das Innere der Hammermühle. Die 4 Schlegel drehen sich sehr schnell und zerkleinern bei geschlossenem Deckel die Oliven inclusive der Olivenkerne.

olivenölherstellung3

Der Olivenbrei fällt dann in die Knetwerke und wird unter Zufuhr von kaltem Wasser so lange bearbeitet bis er  pressfähig ist. Auch hier wird der Eintrag von Sauerstoff vermieden, weil dies negative Auswirkungen auf die Qualität des Öles hätte.

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In der (hier mit Folie abgedeckten) Presse werden dann analog zum obigen Verfahren Olivenöl und Wasser ausgepresst.

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Danach wird noch mal Wasser hinzugefügt und das Ganze dann in Zentrifugen wieder voneinander getrennt, wobei im Wasser ein Teil der Trubstoffe verbleibt.

Auf Wunsch kann in dieser Olivenölfabrik das Öl noch durch weitere Feinfilterelemente gepresst werden.

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Hier können die Kunden ihr Öl auch vor Ort lagern und das Olivenöl dann im Laufe des Jahres je nach Bedarf abholen.